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Veganer Schoko-Kuchen mit feuriger Chilinote

Ein warmer Kachelofen, ein Häferl Kakao, ein gutes Buch und ein Stückchen Schokokuchen. Draußen schneit und stürmt es, doch drinnen gibt es nur dich und deine Welt. Was gibt´s schöneres? Wenn der Schoko-Kuchen dann auch noch ohne tierische Produkte auskommt, wahnsinnig fix zubereitet, zuckerfrei, irrsinnig schokoladig und saftig ist – ein Traum. So stell ich mir einen perfekten Wintertag vor!

Hm.

Da war doch was.

Ach ja, wir haben eigentlich Ende April. Und eigentlich sollte ich schon leichtfüßig über Wiesen hüpfen. Und eigentlich sollte mich die Sonne blenden. Und eigentlich sollte ich Eistee schlürfen. Und Sorbet löffeln. An Blüten schnüffeln. Laue Rotwein-Abende verbringen. Die Jacke nur alibimäßig einpacken. Maiglöckchen sammeln. Und eigentlich und sowieso sollte das hier ein richtig bunter Beitrag mit Rhabarberkuchen-Rezept und Apfelblüten werden. Tja, eigentlich.

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Ich hab da ja so meinen Plan. Eine zweiseitige Liste mit Rezeptideen, die den Sommer weit überdauert. So viele Ideen, dass ich sie realistische gesehen gar nicht alle unterbringen kann. Da müsste ich dir vier Mal die Woche ein Rezept zustecken, um alles von meiner Liste streichen zu können. Will man saisonal kochen, muss man sich an den Plan der Natur halten. Und dieser Plan lässt sich nicht verbiegen, nicht beeinflussen. Da muss man sich in Geduld üben. Gibt’s keinen Rhabarber in unserem Himbeerbeet, gibt’s eben keinen Rhabarberkuchen. Noch nicht! Im übrigen hätte ich bei diesen Temperaturen auch keine groß Lust darauf. Doch jetzt mal unter uns: Der Plan, den unsere Natur da gerade hegt, ist wirklich ziemlich unüberlegt. Nicht nur, dass sich das auf mein Gemüt schlägt und ich dabei wahnsinnig antriebslos und müde werde. Viel schlimmer: Die verheerenden Folgen für Obst- und Gemüsebauern, aber auch für Selbstversorger. Der Frost hat die Pflanzen in ihrer Blüte erwischt, das wird zu großen Ernteausfällen führen. Mittelfristige Depressionen hin oder her, DAS ist ein richtiges Problem.

Als ich gestern so am Fenster saß und wehmütig die dicken Flocken beobachtet habe, bekam ich so richtig Lust auf einen Schokokuchen, der von innen wärmt. Doch das mit dem Schokokuchen und mir, das ist so eine Sache. Unsere Beziehung ist asymmetrisch. Eine einseitige Liebelei. Ich vergöttere ihn, er verhöhnt mich. Schon so oft hab ich es mit ihm probiert. Nie hat es funktioniert. Entweder kam er mir sehr trocken entgegen, zeigte sich von einer weniger süßen Seite oder fing an, an mir zu kleben. Trotzdem hoffte ich auf eine neue Chance. Und als ich die Eier dafür aus dem Kühlschrank holte – wie ein Reflex, weil ich beim Backen einfach immer Eier verwende – musste ich an eine liebe Freundin denken. Die hat mich letztens gefragt, ob ich nicht Lust hätte, mal was Veganes zu backen. Challenge accepted! Und gestern war er endlich gutmütig, der Herr Schokokuchen. Ich versuchte, ihn mit einem neuen Zugang zu überraschen, sein süßes Herz mit anderen Zutaten zu gewinnen und er kam mir wertschätzend entgegen. Er zeigte sich von seiner guten Seite. Offensichtlich mag der gesunde Herr Schokokuchen keine Eier. Datteln mag er anscheinend sehr gerne. Das hätte er mir aber auch früher sagen können! Vielleicht liegt es aber auch an der Chilinote. Vielleicht hat ihm einfach das Feuer in unserer Beziehung gefehlt – die Leidenschaft, die zart am Gaumen kitzelt. Jetzt heizen wir uns richtig ein, das Feuer lodert und bleibt uns hoffentlich noch lange erhalten. Drück uns die Daumen!

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Für diesen veganen, saftigen Schokokuchen habe ich einen Teil Einkornmehl verwendet. Einkorn ist ein Urgetreide, das jetzt von ein paar Bauern neu entdeckt und kultiviert wird. Lediglich ein paar Bauern deshalb, weil es nicht sehr ertragreich ist. Einkorn hat den höchst Carotin-Gehalt aller Getreidesorten, welches für gesunde Augen und ein funktionierendes Herz-Kreislaufsystem verantwortlich ist. Außerdem enthält es wichtige Antioxidantien. Das Urgetreide liefert doppelt so viele Proteine wie Weizen, außerdem noch Magnesium, Eisen, Zink und Ballaststoffe. Es soll übrigens sogar Krebs vorbeugen, insbesondere Darmkrebs. Einkorn ist reich an ungesättigten Fettsäuren und essentiellen Aminosäuren, die unter anderem für den Nervenstoffwechsel, die Produktion von Glückshormonen und unsere Denkleistung verantwortlich sind. Ein Einkornbrot eignet sich also auch super als Jause für die Schule, Uni oder Arbeit.  Einkorn ist mit dem Weizen zwar verwandt, aber viel verträglicher. Es ist sogar noch leichter verdaulich als Dinkel. Der herkömmliche Weizen wurde über die Jahrzehnte schon so oft verändert und gentechnisch manipuliert, dass nicht mehr viel vom ursprünglichen Getreide übrig ist. Einkorn ist jedoch seit 9700 Jahren unverändert, soweit das durch Umwelteinflüsse möglich ist. 1 Gegen Dinkel ist absolut nichts einzuwenden – doch auch beim Getreide ist etwas Abwechslung nicht von Nachteil. Einkorn schmeckt nussig und ist eigentlich in jedem Küchenbereich einsetzbar. Vom Brot bis hin zur Palatschinke. Ich habe mein Einkornmehl in einem herkömmlichen Supermarkt gekauft. Du bekommst es natürlich auch im Biosupermarkt. Vielleicht findest du sogar einen Einkorn-Bauern, bei dem du das Mehl ab Hof kaufen kannst! Da würde ich mich dann sehr freuen, wenn du mir Bescheid gibst, wo ich diesen Bauern finde.

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Um den Schoko-Kuchen etwas aufzupeppen, habe ich ihm eine kleine Dosis Chili verpasst. Diese ernten wir im Sommer und trocknen sie anschließend, um das ganze Jahr etwas davon zu haben. Vorwiegend machen wir damit Chili-Salz. Dafür werden die Schoten mit Himalaya-Salz in einen Blitzhacken gegeben und so zerkleinert. Das staubt. Und jeder niest. Und muss lachen und niest dann wieder. Chilistaub juckt nämlich echt in der Nase – du solltest dir deshalb überlegen, einen Mundschutz aufzusetzen oder das im Freien zu machen. Anschließend wird das Chili-Salz in eine Mühle gefüllt. Vor allem zu frischen Paradeisern und Paprika passt das Salz hervorragend! In der Chili steckt ein Wirkstoff, der die Schote nicht nur scharf sondern auch interessant macht: Capsaicin. Capsaicin hat eine entzündungshemmende, antioxidative und schmerzlindernde Wirkung und hilft außerdem bei Verdauungsschwäche, Durchblutungsstörungen, Kreislaufbeschwerden oder Muskelschmerzen. Auch bei chronischen Entzündungskrankheiten, Migräne oder zu hohen Blutfettwerten kann Chili helfen. Das Capsaicin hat ebenso eine verblüffende Wirkung bei Krebs. Wissenschaftler der Nottingham University haben schon 2007 auf das krebshemmende Potential hingewiesen. Das Capsaicin soll krebserregende Giftstoffe im Körper gezielt bekämpfen und lässt gesunde Zellen dabei außen vor. Die Wissenschaftler sehen darin eine Erklärung für die seltenen Krebserkrankungen in Indien oder Mexico – dort sind Chilischoten ein Grundnahrungsmittel. Chilis gelten außerdem als Energieverbrenner und Appetitzügler. Ich merke diese Wirkung bei Chili sin Carne, da brauch ich nur einen Teller und schon bin ich satt. Bei diesem Schoko-Kuchen mit feuriger Chilinote ist mir die Wirkung allerdings nicht noch aufgefallen. Ich wäre nach einem Stück zwar satt – aber das Capsaicin hat mich nicht daran gehindert, nicht noch ein, zwei, vier Mal zuzugreifen. 2

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Bitte liebe Veganerinnen und Veganer, nehmt es mir nicht übel, dass ich tatsächlich noch nie zuvor einen veganen Kuchen gebacken habe und dieser Blog für euch daher uninteressant war. Doch jetzt habe ich Blut geleckt (HAHA)! Ich werde in Zukunft öfter vegane Rezepte posten oder wenigstens Alternativen aufzeigen. Die meisten VeganerInnen die ich kenne, sind aber ohnehin sehr geübt im Abwandeln von Rezepten. Eier lassen sich zum Beispiel sehr gut durch Chia- oder Leinsamen ersetzen. Dabei ergibt ein Esslöffel Chia- oder Leinsamen + 4 Esslöffel Wasser (10 Minute Quellzeit) den Ersatz für ein Ei. Bei diesem Schoko-Kuchen ist das aber nicht notwendig. Das ist der absolut schnellste und einfachste Schoko-Kuchen, den ich jemals gebacken habe. Er ist super in die Höhe gegangen, durch die Datteln total saftig, extrem schokoladig und hat die perfekte Süße – zumindest für meinen Geschmack. Mein Bruder hat ein bisschen über den geringen Zuckergehalt gemeckert, alle anderen Kosterinnen und Koster waren vollauf zufrieden. Die Süße kannst du ja selbst bestimmen. Wenn du dir unsicher bist, nimm lieber ein paar Löffel Kokosblütenzucker oder Datteln mehr. Datteln sind sowieso das gesündeste Süßungsmittel, das kannst du hier nachlesen. Aber nicht nur für VeganerInnen ist der Schoko-Kuchen super geeignet. Auch für Nicht-VerganerInnen ist er ein absoluter Genuss! Und die Rettung bei Kuchenhunger und keinen Eiern im Kühlschrank. Mein Freund, der absoluter „Brauner Nigl“-Fan ist, meinte: „Den kannst du jetzt jede Woche machen.“. Das lass ich mir nicht zwei Mal sagen!

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Veganer Schoko-Kuchen mit feuriger Chilinote

Zutaten für eine große Springform

300g glattes Dinkelmehl
100g Einkornmehl (alternativ Dinkelvollkornmehl)
50g stark entöltes Kakaopulver
1 Packung Backpulver
50-100g Kokosblütenzucker
1 TL gemahlene Vanille (oder das Mark einer Vanilleschote)
½ getrocknete rote Chilischote
½ TL Salz
180g (Medjool-)Datteln
3 EL des Einlegewassers
100ml Oliven- oder Kokosöl
300ml Pflanzen- oder Nussmilch
200ml Wasser

 

  1. Medjool-Datteln sind ohnehin sehr saftig und müssen zur weiteren Verarbeitung nicht zwingend in Wasser gelegt werden. Verwendest du andere getrocknete Datteln, lege sie für ca. 30 Minuten in warmes Wasser – so lassen sie sich im Anschluss leichter pürieren. Klemme Backpapier in eine große Springform und fette den Rand gut ein.
  2. Vermenge das Dinkelmehl, Einkornmehl, Kakaopulver und Backpulver mit dem Kokosblütenzucker, der gemahlenen (oder frischen) Vanille und dem Salz in einem Topf. Ich habe 50g Kokosblütenzucker verwendet. Bist du Neuling in der zuckerfreien Küche oder magst es gerne sehr süß, würde ich mehr Kokosblütenzucker verwenden.
  3. Chilischoten haben kein einheitliches Schärfegrad – manche sind schärfer, manche weniger. Deshalb ist meine Angabe nur eine grobe. Meine getrocknete Chilischote war etwa acht Zentimeter lang und ziiiiiemlich scharf, deshalb habe ich nicht ganz die Hälfte davon verwendet. Wenn deine Schote weniger scharf ist, kannst du auch eine ganze verwenden. Gib sie in einen Mörser und zerreibe sie so fein wie möglich. Auch eine frische Chilischote ist in Ordnung, diese schneidest du einfach sehr fein. Gib die zerriebene oder gehackte Chilischote zu den anderen trockenen Zutaten in den Topf. Heize den Ofen auf 175° Grad Heißluft vor.
  4. Zerkleinere die Datteln mit drei Esslöffeln des Einlegewassers (oder normalem Wasser) und 100 ml Öl in ein Küchengerät mit scharfer Klinge. Lass das Gerät so lange laufen, bis eine zähe Masse entsteht. Je nachdem wie stark dein Gerät ist, wird das eine feine oder stückelige Masse sein, beides ist in Ordnung.
  5. Gib die Milch, das Wasser und die Dattelmischung unter Rühren zu den trockenen Zutaten.
  6. Verteile den Teig in der Springform und streiche die Oberfläche glatt. Backe deinen Schokokuchen für 50-55 Minuten. Mache einfach die Stäbchenprobe – kommt das Holzstäbchen sauber aus dem Kuchen, ist er fertig!

Wenn du magst, kannst du im Anschluss etwas Birkenstaubzucker über deinen feurigen Schoko-Kuchen rieseln lassen oder – für Schokoholics – ihn mit (veganer) Schokolade überziehen. Nach dem ersten Bissen sprudelten die Ideen aus uns heraus. Sachertorte! Schokokuchen im Glas mit flüssigem Kern! Mit Weichseln drinnen! Mit einer Kugel Vanille-Eis und warmen Himbeeren! Sieh diesen Kuchen als Grundrezept an. Verändere es nach deinen Vorlieben!

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  1. Vgl. eatsmarter.de (Autor o.A.): Einkorn. Datum o.A. URL: http://eatsmarter.de/lexikon/warenkunde/einkorn (27.04.2016, 19:50 Uhr)
  2. Vgl. Zentrum d. Gesundheit (Autor o.A.): Chili – gesunde Schärfe. Datum: 06.11.2015. URL: http://www.zentrum-der-gesundheit.de/chili.html (28.04.2016, 09:20 Uhr)

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